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Flug zum Auge des Tigers 16/08/1998

"Kraftwerksthermik für Anfänger und Fortgeschrittene"

Am Sonntag, den 16/08/98 war das Wetter schon nicht mehr so, wie es sich für einen guten August gehört. Jeder kennt das herbstliche Gefühl wenn die Bärte ruhig und das Steigen verhalten ist. Zur besten Zeit des Tages werden die Aufwinde stärker, aber das es Herbst wird ist immer spürbar.

So war es auch an jenem 16. August 1998. Große Aufgaben aufs Papier zu schreiben oder in den Logger einzuhacken hatte überhaupt keinen Sinn mehr. Stattdessen bietet sich ein solcher Tag an, jüngeren oder unerfahrenen Piloten mal ein Überlandflugerlebniss im 300er Bereich oder noch darunter anzubieten. Heiner Fernholz und ich beschlossen an diesem Tag, es konnte ja auch der letzte halbwegs gute in diesem Jahr sein, eine Trip zu den Kraftwerken im Rheinland zu unternehmen. Johannes Hogrebe wurde von uns beiden kurzerhand überredet bei diesem Flug mit der Vereins-DG-300 dabei zu sein. Johannes war eigentlich nur mal so zum Flugplatz gekommen und hatte schon längere Zeit, außer ein paar Platzflügen, keinen Segelflug gemacht.

Um 14:00 Uhr war die Thermik endlich da und wir starteten. Ohne langes Zögern trafen wir uns in der Nähe des Flugplatzes und stochten gleich mutig nach Mainerzhagen los. Die Thermik war so wie oben beschrieben; ruhig aber durchaus stark genug um in akzeptabler Zeit nach Aachen und zurück zu kommen. Bayer/DormagenIn Mainerzhagen konnten wir schnell ein paar meter Höhe machen und weiter gings zum Flugplatz Wipperfürth. Das Fliegen von Platz zu Platz war eine der Grundbedingungen von Johannes, sonst wäre er nicht zu diesem Trip bereit gewesen. Aber auch in Wipperfürth fanden wir schnell Anschluß und konnten unseren Flug rasch fortsetzen. Langenfeld wurde angepeilt bzw. in den Logger genommen. Unsere Höhe reichte schon fast aus. Auf dem Weg dorthin konnten wir uns beim Einflug in den Korridor nochmals etwas Höhe besorgen. Dann allerdings war es mit dem Steigen vorbei. Der Kurs an Remscheid und Solingen vorbei führte durch relativ ruhige Luft. Da in Langenfeld nichts anderes zu erwarten war und wir ja schließlich noch ein paar Stündchen machen wollten, zog ich es vor direkt auf Bayer/Dormagen zuzuhalten. Johannes und Heiner folgten mir. Die Höhe schwand dahin. Bayer/DormagenMein GPS zeigte an, dass wir Dormagen etwa 200 m über Gelände erreichen würden. Da über dem Industriegelände eigentlich immer ein sicherer Bart steht und alle Anzeichen (Dunstkappe und Grundlabilität) auch dafür sprachen, war für mich die Sache sehr sicher. Diesen Sachverhalt habe ich meinen beiden Mitfliegern über Funk erläutert als wir den Gleitbereich nach Langenfeld verließen. Als die Höhenmesser von Heiner und Johannes schon Nahe gegen Null gingen (in Attendorn wird gerne mit QFE geflogen) und wir mitten über dem Rhein waren, gingen den beiden die Nerven aus. Heiner hatte einen kurzen Ausschlag im Vario bemerkt und beide kreisten kurz hinter mir ein um den vermeintlichen halben Meter auszukurbeln. Da half auch kein gutes Zureden mehr. Johannes meinte später er habe nur gedacht: "Was mache ich hier eigentlich ?? Ich wollte nur einen ruhigen Flugplatznachmittag verleben und nun hänge ich hier mit nahezu Null meter mitten überm Rhein."

Keine 2 Minuten nach dem Einkreisen der beiden kurvte ich, wie bereits errechnet in ca. 200 m über der Industrieanlage von Bayer in Dormagen ein. Schon nach einem viertel Kreis gab ich über Funk bekannt, dass der Bart mindestens 3 meter stark sei. Nach dem zweiten Vollkreis konnte ich den Wert noch um einen guten halben meter nach oben korrigieren. Die beiden waren für die Information natürlich sehr dankbar, befreite es sie doch aus einer misslichen Lage, denn der Bart über dem Rhein war äußerstenfalls nur ein Nullschieber. Sie machten sich auch sofort auf den Weg, aber auch Sie benötigten die zwei Minuten bis zu meiner Position. Für einen Dampfanflug auf diesen Bart reichte die Höhe nicht aus. Als die beiden dann unter mir in ca. 300NN einstiegen war ich schon 400 meter höher.

In 1500 meter sind wir zusammen dann weiter zum Kraftwerk Oberaußem bzw. Niederaußem oder auch Fortuna geflogen. FortunaDas GPS gab mir die Ankunftshöhe mit 350 meter über Kühlturm an. Da die Luft auf dem Weg dorthin auch wieder sehr ruhig war änderte sich an diesem Wert nichts. Kurz vor dem Eintreffen am Kraftwerk zogen wir uns das Gurtzeug etws fester und es konnte losgehen. Kraftwerksüblich waren die Ausschläge des Varios zwischen 4 und 6 meter. SophienhöheGut 4 meter konnten wir dann auch letztlich zentrieren. Johannes, der noch nie im Kraftwerk war jubelte über Funk. Vergessen war die tiefe Runde über dem Rhein. Ich glaube ich habe ihm bis heute nie gesagt, dass auch in der Thermikgüte des Kraftwerks der Herbst zu spüren war. Im Frühling und im Sommer sind die Kraftwerksbärte deutlich aggressiver und auch ich muss mich immer wieder zwingen nach links und rechts zu schauen um auf andere Flugzeuge zu achten. FortunaBei der dann erforderlichen Schräglage ist das Drehen des Kopfes nicht mehr so angenehm und man bekommt schnell einen Tunnelblick. Dies war aber an diesem Tag nicht der Fall und wir konnten eine starken, relativ ruhigen Industriebart auskurbeln. Mit der gewonnen Höhe habe wir noch einen Ausflug in den Braunkohletagebau gemacht. Die Höhe war leider zu knapp für einen Anflug auf das Kraftwerk Weissweiler. Aus diesem Grund mussten wir noch vor der Sophienhöhe wenden und zurück nach Fortuna fliegen. Dort und in Dormagen wieder das gleich Spiel. In 300-400 meter einsteigen, auskurbeln und abfliegen. Das Auffinden und Zentrieren der Thermik war kein Problem.

In Dormagen konnten wir mit der Höhe noch nicht nach Rade oder Wipperfürth durchfliegen, aber da wir noch mit Steigen rechneten und Langenfeld nicht so Außenlandungdirekt auf unserem Weg lag steuerten wir zunächst auf Remscheid zu. Schnell war klar, dass die Thermik schon eingeschlafen war. Auch hier war wieder der Herbst zu spüren, obwohl das frühe Thermikende auch noch andere Ursachen hatte. AußenlandungIn der Nähe von Wermelskirchen entschlossen wir uns dann zu einer Aussenlandung auf einem großen Feld mit Autobahnanschluß. Heiner war der tiefste und wir mußten ihn fast nötigen aus fast 250 meter über Grund die Aussenlandung anzusetzten. Wir konnten ja nun nicht alle gleichzeitig landen. Als Heiner unter war und alles mit OK bezeichnete, ging Johannes und nach seiner Landung auch ich auf den Acker. AußenlandungDer Flug war somit beendet und wir hatten uns viel zu erzählen.

Nach dem Organisieren der Rückholer hat Heiner sich ums Bier gekümmert. Ein vorbeifahrender Motorradfahrer war schnell überredet uns ein paar Flaschen in seinem Rucksack zu besorgen. Als unsere Rückholer kamen, hatten wir schon ordentlich Spass. Nach dem Abrüsten, auf dem Weg nach Hause setzten wir das gemütliche Beisammensein in einem China-Restaurant fort. Dieser Flug von nur knapp 3 Stunden ist bis heute noch Gesprächsthema bei uns dreien.

Dieser Flug ging unter dem Namen "Flug zum Auge des Tigers" in die Geschichte ein. Der Name wurde von Johannes geprägt, der den Kühlturm in beängstigend niedriger Höhe anflog und umkreiste. Vielleicht hat auch die Speisekarte des China-Restaurants und der angestiegene Alkoholpegel dazu beigetragen.

 

   

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